...und hier kommt ein wunderschöner Beitrag von Emmas stolzem Frauchen:
" Ich habe eine Geschichte, …
…
die Geschichte von ... E M M A
Erzählen möchte ich von der kleinen schwarz-weißen Mischlingshündin, die vor ungefähr eineinhalb Jahren unser Herz im Sturm erobert hat. Bevor sie zu uns kam, führte sie in Ungarn das Leben eines Straßenhundes, fror und hungerte, wurde verjagt und oft geschlagen, und schließlich fiel sie Hundefängern in die Hände, die „ihren Job machten“ und sie in einer Tötungsstation ablieferten, wo es ihr erst recht schlecht ging. Wochenlang spielten sich furchtbare Szenen vor ihren Augen ab, die sie bis heute nicht vollständig verarbeitet hat und die sie nachts oft schlecht träumen lassen.
Trotz allem ließ sie sich keine ihrer guten Eigenschaften nehmen, die sie so liebenswert machen und ihre Aufgaben im Leben meiner Tochter erfüllen lassen.
Doch davon soll Emma besser selbst berichten...
Meine Füße schmerzten, die Ballen brannten, mein Magen knurrte schon wieder, ich fror und hatte keine Ahnung, wo ich mich gerade befand. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr, wurde auf der Straße von zwei groben Händen gepackt und in eine Kiste gepfercht, die auf einen Lastwagen gehievt wurde. Hier saß ich nun inmitten unzähliger anderer Straßenhunde, die knurrten, jaulten, bellten oder sich wie rasend gegen die Gitterstäbe warfen. Ein Ruck ließ alle innehalten, bevor das Geknurre, Gejaule, Gebell und das
Schlagen gegen die Gitterstäbe wieder einsetzte. Es war uns allen klar, wohin die Männer uns brachten, und ich möchte mich heute nicht mehr an mein Gefühl der Verzweiflung von damals erinnern.
Für mich bedeutete der Aufenthalt in der Tötungsstation die furchtbarste Zeit meines Lebens und es macht mich noch immer traurig und wütend zugleich, wenn ich daran denke, dass das Töten dort – wie an so vielen anderen Orten dieser Art auch – noch kein Ende gefunden hat. Wäre ich nicht im letzten Moment von einer engagierten Tierfreundin, der ich ewig dankbar dafür sein werde, gerettet worden, wüsste schon längst niemand mehr von meiner Existenz auf dieser Welt.
So aber bekam ich meine Chance, und ich nützte sie.
Zunächst wurde ich mit dem Nötigsten versorgt und lernte, dass Hände nicht nur schlagen, sondern auch streicheln können. Ich musste von nun an nicht mehr hungern und bekam einen eigenen Schlafplatz, und nach ein paar Wochen wurde ich im Tierheim „Lelenc“ aufgenommen, wo ich die Helfer und Hundetrainer kennen und schätzen lernte und mit einigen Hunden Freundschaft schloss.
Ich fühlte mich wohl und war der Meinung, hier mein gesamtes Leben verbringen zu dürfen, bis mich meine Retterin bei einem ihrer Besuche aufforderte, in ihr Auto zu steigen.
Nach der Fahrt meines Lebens landete ich in der Familie meines Lebens. Alle lieben mich und mir ist meine besondere Stellung vollkommen bewusst. Denn unter unzähligen Hunden in der Tiervermittlung haben sie genau mich gefunden und ausgesucht.
Manchmal denke ich zurück, was seither geschehen ist. Anfangs hatte ich Angst vor geschlossenen Türen, vor Lastautos und Männern, eigentlich vor fast allem.
Vieles hat sich in meinem Leben geändert. Ich werde niemals geschimpft oder zu etwas gedrängt, das ich nicht möchte. In meinem neuen Rudel – Pardon, meiner Familie – bekam ichgenügend Zeit zum Eingewöhnen und langsam wurde mein Radius erweitert: Garten, Spaziergänge, Hundezone, Urlaub.
Im Frühling aber begann mein Training. Ich staunte nicht schlecht, als wir die Trainerin immer wieder besuchten. Zunächst spielten wir ganz viel, dann lernte ich ein paar Tricks. Ich hatte mich wohl geschickt angestellt, denn ich wurde ständig gelobt und belohnt, manchmal sogar nur fürs Hinsehen zu meinem Frauchen. Also sah ich immer wieder zu ihr. Sie fanden auch gut, wenn ich das kleine Täschchen mit dem Gerät darin brachte. Also schleppte ich es bei jeder Gelegenheit an. Später belohnten sie mich dafür, dass ich
einen bestimmten Geruch in einer Plastikdose erkannte. Nichts leichter als das … Irgendwann bemerkte ich, dass mein Frauchen als einziges Mitglied meines Rudels nicht immer den gleichen Geruch aufwies. Erkannte ich die Veränderung, bekam ich sogar eines dieser leckeren kleinen Bio-Schälchen. Ich legte mich auf die Lauer, bis sie endlich wieder „richtig“ für mich roch und ich meine Belohnung bekam.
Nebenbei lernte ich auch noch, mich vorbildlich zu benehmen, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzufahren, einen Aufzug zu benützen oder ein Lokal zu besuchen. Um uns den Zugang überallhin zu erleichtern, bekam ich sogar ein Kleidungsstück mit einem Aufdruck. Was darauf stand, wollt ihr wissen? Es war etwas Wichtiges und alle sollten erfahren, was ich nun war:
Diabetikerwarnhund in Ausbildung.
Ausbildung hin oder her. Frauchen hat den Theorieteil übernommen, ich habe mich auf dem Universitätscampus sehr bemüht und
gemeinsam haben wir die Prüfung geschafft. Alle in meinem Rudel sind furchtbar stolz auf uns beide. Wir sind eben ein wunderbares Team.
In ein paar Tagen bekommen wir sogar eine Urkunde, und in zwei bis drei Wochen ist auch die Kenndecke fertig, auf der mein Name und meine Prüfnummer zu lesen sein werden.
Ohne dass ich es möchte, tauchen manchmal die furchtbaren Bilder in meinem Kopf auf, die mich an die Zeit in der Tötungsstation erinnern, obwohl ich nicht mehr daran denken möchte. Leider weiß ich, dass viele meiner Artgenossen Orte wie diese nicht lebend verlassen, und das macht mich sehr traurig ...
Ich selbst hatte Glück und wurde gerettet. Jetzt geht es mir gut und ich werde umsorgt. So wie mein Frauchen auf mich achtet, genauso
achte ich darauf, dass ihr Blutzucker möglichst im Normbereich bleibt. Wenn nicht, melde ich es einfach, so wie ich es gelernt habe.
Dann bleibt auch die leckere Belohnung nicht aus.
Eure Emma "
Liebe Emma
, du glaubst ja gar nicht - wie stolz ich auf dich und deine supertolle Leistung bin!
Du bist ein tolles Mädchen, aber das wusste ich ja schon immer! Du und dein junges Frauchen seid einfach ein echtes Dream-Team!
Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen ein wunderschönes und gaaanz langes Leben miteinander!
Ach - und Emma, pass bitte immer gut auf deine Elisabeth auf! 