TINA
Wir waren hin- und hergerissen in unseren Gedanken, als wir auf Tinas Ankunft warteten.
Was haben wir da für einen Stein ins Rollen gebracht?
Wir warteten also vor einer Woche, sahen uns die vielen Baustellen auf der Strecke von Kondoros hierher im Internet an und grübelten etwas, was man in welcher Extremsituation machen könnte.
Unsere Phantasie arbeitete auf Hochtouren! Positiv und negativ im Wechsel.
Wir beschlossen, Tinchen als erwachsene Hundedame zu sehen und nicht als Schmusespielzeug.
Also würde sie Tina heißen.
Dann klingelte es 12.30 Uhr und eine Frau und ein Mann standen draußen – die Frau mit einem Fellbündel in den Armen. Die neue Ära in unserem Haus begann.
Der erste Tag war ruhiger, als erwartet. Zwar suchte sich Tina sehr schnell eine Ecke im Eßzimmer, wo sie sich „geschäftlich“ niederlassen konnte, aber das war nicht schlimm – wir hatten das Laminat vorsorglich mit Wachs versiegelt und eine Riesenrolle Küchenpapier bereitgelegt.
Wichtig: wir fanden vom ersten Moment an einen sehr direkten Draht zu Tina. Sie ist irgendwie ein Puzzleteil, das paßt und nicht erst zurechtgeschnitten werden muß. Tina sieht unserer Babsi, die vor 5 Jahren starb, sehr ähnlich, wenn auch viel kleiner. Keine Ahnung, was das für ein Mix ist, aber sie hat
alle typischen Rassemerkmale eines Tibet-Terrier – das Fell, Körperform, die typisch breiten Füße und vor allem auch den typischen Charakter – selbstbewußt, intelligent, manchmal versteckt eigenwillig usw.
An dem ersten Tag war Tina völlig erschöpft, auch völlig durcheinander, aber absolut ruhig und keinerlei Panik. Sie untersuchte nicht die Wohnung genau, sondern schien sich nur für uns beide zu interessieren. Das Körbchen nahm sie sofort an. Manchmal schlief sie im Stehen oder Sitzen ein.
Aber das befürchtete Chaos blieb aus. Sie hatte natürlich Angst vor dem Geschirr, der Leine, der Treppe usw.
Am nächsten Morgen weckte sie uns 4.30 Uhr, wir gingen sofort in den Garten und seitdem ist sie bis auf eine Ausnahme absolut Stubenrein. An der Leine geht sie perfekt, das heißt, sie zieht nicht, läßt sich nicht ziehen, geht bei Fuß, wenn die Leine kurz gehalten wird kommt meistens, wenn wir „komm“ rufen.
Tina sucht Körperkontakt ist wirklich verschmust, aber nicht auf die Art, daß sie dauernd hinterher läuft, sondern sie versteht, wenn wir keine Zeit haben und läuft ruhig in der Wohnung herum. Wir sind sehr überrascht – in jeder Beziehung. Zweimal am Tag ist Spaziergang. Einmal vormittags eine halbe Stunde um die Häuser rum, abends bis zu eine Stunde je nach Wetter im Wald.
Erstaunlich: Es war noch starker Schneefall und später Regen. Wenn Tina ins Haus kommt, putzt sie sich die Pfötchen sauber auf dem Abstreicher ab, bis sie trocken sind. Auch die Angst vor der Treppe hat sie abgelegt, wartet aber bei Treppen oder Türen, bis einer von uns vorgegangen ist.
Ab dem dritten Tag weckt sie uns nicht mehr. Sie wartet, bis der Wecker klingelt und wir bringen sie dann sofort in den Garten, wo sie nicht lange rumschnüffelt und eigentlich sofort ihre „Geschäfte“ erledigt (immer derselbe Platz: kleines Geschäft neben der Garage im Gras, große Sachen am äußersten Grundstückrand, in der abgelegensten Ecke auf einem Haufen Blätter, die noch vom Herbst dort liegen).
Alleinsein: Das Körbchen (haben wir für paar Euros im Kick gekauft) ist ihre Rückzugsecke. Abends im Wohnzimmer schläft sie drin (manchmal auf dem Rücken, alle Beine steil nach oben gestreckt) und wenn wir ins Bett gehen, ziehen wir das Körbchen komplett mit Tina ins Schlafzimmer, sie wacht nichtmal auf dabei.
Wenn wir nicht zuhause sind, kommt sie an die Leine, die aber nirgends festgemacht wird. Das Körbchen kommt ins Treppenhaus und der Trinknapf daneben. Tina bleibt dort, bis wir wiederkommen (bis zu 3 Stunden). Jedenfalls kein Problem. Sie weiß, wenn wir das Körbchen ins Treppenhaus schaffen, muß sie allein bleiben. Und sie macht das ohne jammern oder winseln, setzt sich in den Korb und sieht etwas wehmütig zu, wie wir die Schuhe anziehen und gehen.
Futter: Vollkost von Schecker hat sie gefressen, aber wenig. In der Tierhandlung hat mich der Verkäufer beraten, sich den Hund angesehen und gesagt, die Schecker-Kost ist wohl zu groß und hart, hat mir von Royal eine Probepackung gegeben, die Tina dann sofort geschmeckt hat. Sie frißt aber nur soviel, wie sie braucht – hatte den Napf randvoll gemacht, aber sie hat am Tag die 120 Gramm gefressen, die auf der Verpackung für ihr Gewicht in der Tabelle stehen. Eier und die meisten Leckerlies mag sie nicht.
Spielzeug (Plastikhuhn usw) mag sie ebenfalls nicht. Ein Schweineohr hatte sie in einer halben Stunde zerfetzt und gefressen. Was machen wir nun mit dem großen Sack von Schecker?
Sorgen: Sie hat anscheinend nachts Atembeschwerden, atmet sehr laut (kein Schnarchen) und röchelt manchmal, als ob sie schwer Luft bekommt. Müssen wir nächste Woche beim Tierarzt abklären.Tagsüber sind weder Atembeschwerden noch Anzeichen auf Herzprobleme erkennbar.
Training: Wir haben sofort mit Training auf akustische Signale begonnen und festgestellt, daß da was machbar ist (ich bin gehörlos, kann aber mit Implantaten gut hören, habe aber nachts und bei Störgeräuschen Probleme, das Telefon oder die Haustürklingel zu hören).
Wenn es etwas wärmer draußen ist, werden wir mit dem Training an der Schleppleine beginnen.
Nun die Nachricht aus dem Rathaus: Tina ist Taxfree! Trägt jetzt stolz ihre Marke am Halsband.
Fellpflege: Auch hier typisch Tibet Terrier: absolut wasserscheu, sie hat die halbe Dusche zerlegt, als wir sie gebadet haben. Aber nun riecht sie nicht mehr so extrem und sieht bezaubernd aus. Fellpflege mit der Bürste und der Drahtbürste (Unterwolle entfilzen) macht ihr unheimlich Spaß. Wir werden wohl auf Trockenshampoo gehen.
Alles zusammengefaßt: Danke Helpinghands4animals! Danke nach Kondoros und besonders an Frau Schirmag! Wir sind begeistert. Tina ist wohl in eine Lücke gekommen, für die sie geschaffen ist, in die sie exakt reinpaßt!
Fotos kommen, muß noch dran arbeiten!